Ike Vogt

 

 

NO, SW II, 2007, Rauminstallation, Holz, Japanpapier

 

Beim Betreten des Raumes, in dem sich die Arbeit der Künstlerin befindet, hat man den unmittelbaren Eindruck von etwas Selbstver­ständ­lichem; nichts Artifizielles scheint es in diesem Raum zu geben, eine Tür und links und rechts davon zwei Rahmen.

Diese Rahmen sind mit dünnem Japanpapieren hinterlegt, welche in der bräunlichen Verfärbung Spuren früherer Lichteinwirkungen vermuten lassen. Jetzt erahnt man vielleicht, um welche Art von Rahmen es sich hier handelt: keine Bilderrahmen sondern Fensterrahmen, Rahmen asiatischer Fenster.

Die für chinesische und japanische Fenster typische Aufteilung enthält in ihrer „Ornamentik“ ein „U“ und ein umgekehrtes „U“. Beide Fenster sind unterschiedlich gegliedert, aber nur insofern, als der Anfangspunkt des zweiten Fensters um ein Modul nach unten versetzt ist, sodass die an der Tür ausgerichtete, simultan sichtbare, horizontal-symmetrische Anordnung in eine fließende Sequenz über­trag­­bar wäre.

Die Innengliederung der Fenster ist komplex. Es ist keine zunächst vermutete binäre Teilung. Das Rechteck des „U“ hat in der Flächen­abmessung eine eigene Identität. Das afrikanische Nomo-Zeichen (Sonne-Mond, männlich-weiblich) ist der Binnenstruktur der Fenster eingeschrieben.Zwar erlauben die mit Papier beklebten Fensterflächen selbst kein Hineingucken oder Herausgucken, jedoch führt die interkulturelle Arbeitsweise von Ike Vogt den nachdenklichen Betrachter zu entlegenen Welten, die man auch ohne Wanddurchbrüche geistig bereisen kann.

Ein unscheinbares Augenpaar aus zwei übereinander gelegten Papieren ist der stille Beobachter des Raumes.